
BPMN – Business Process Model and Notation
Diese Seite ist ein Informationsangebot zum Thema BPMN 2.0 für diejenigen, die sich erstmals mit dem Thema Prozessmodellierung basierend auf dem OMG-Standard BPMN 2.0 beschäftigen.
Was ist die BPMN – Business Process Model and Notation?
Die BPMN steht für Business Process Model and Notation und ist ein von der Object Management Group geführter Prozessmodellierungs-Standard, der seit 2013 auch als ISO 19510 geführt wird.
Symbolumfang
Der Symbolumfang der BPMN ist umfassender als in anderen verfügbaren Modellierungssprachen. Auf diese Weise ist die BPMN die derzeit ausdrucksstärkste Modellierungssprache für Prozesse. Folgende Symbole kennt die BPMN:
Flusselemente
- Aktivität (activity) ist der Oberbegriff für eine Reihe von Symbolen mithilfe derer die von einer Person oder einem System ausgeführt Tätigkeiten im Verlaufe eine Prozesses beschrieben werden können. Hierzu gehören Aufgaben (tasks), Unterprozesse (subprocess), Aufrufaktivitäten (call activity) und Transaktionen (transactions). Sie werden als Rechtecke mit abgerundeten Ecken dargestellt und können z.B. Schleifen (loop), Kompensationen (compensation) und Instanzen (multi-instance) detaillierter beschreiben.

- Gateways lenken den Tokenfluss und verzweigen datenbasiert oder ereignisbasiert Pfade im Modell. Sie werden als Rauten dargestellt und können ereignisbasiert (event based) oder datenbasiert (data based) exklusiv oder inklusiv verzweigen aber auch zusammenführen. Weitere Gateways ermöglichen eine parallele oder komplexe Verzweigung.

- Ereignisse (events) repräsentieren das Starten, Ändern oder Abschließen von Prozessen. Sie werden als Kreise dargestellt und lassen sich in Start-, Zwischen (intermediate) oder End-Ereignisse unterscheiden. Ferner können Sie nach ihrem Verhalten charakterisiert werden. Die Reaktion auf Ereignisse wird als eintretendes Ereignis (catching) bezeichnet, das eigene Erwirken eines Ereignisses wird als auslösendes Ereignis (throwing) bezeichnet. Es existieren eine Reihe von Ereignistypen, wie z.B. Nachrichtenereignisse (message), Zeitereignisse (time), Bedingungsereignisse (condition), Fehlerereignisse (error), Eskalationsereignisse (escalation), Mehrfach- und Mehrfachparallelereignisse (multiple), Linkereignisse (link), Terminierungsereignisse (terminate), Kompensationsereignisse (compensation), Abbruchereignisse (cancel)

Teilnehmer
- Der Pool definiert die Grenze des Prozesses und stellt die Teilnehmer eines Prozesses wie Rollen, Abteilungen, Unternehmensbereiche oder ganze Unternehmen dar.
- Lanes symbolisieren die Zuständigkeit für Aktivitäten innerhalb eines Pools.

Verbindende Objekte
- Der Sequenzfluss (sequence flow) legt die Reihenfolge auszuführender Tätigkeiten fest und übernimmt die Flusssteuerung (flow control). Er wird als Linie mit Pfeil dargestellt. Als Ausprägung kann ein Standardfluss (default) oder ein bedingter Fluss (conditional flow) definiert werden.
- Nachrichtenfluss (message flows) bilden den Nachrichtenaustausch über Poolgrenzen hinweg ab. Er wird als gestrichelte Linie mit einem Kreis am Anfang und einem Pfeil am Ende dargestellt.
- Assoziation (association) symbolisieren Beziehungen zwischen Flussobjekten (flow objects) und einem Artefakt oder Datenelement. Sie wird als gepunktete Linie dargestellt.

Daten
- Datenobjekte (data objects) repräsentieren Informationen, die durch einen Prozess fließen.
- Datenspeicher symbolisieren einen persistenten Speicher, auf den während der Prozessausführung zugegriffen werden kann
- Nachrichtenobjekte (envelope) weist auf Inhalte der Kommunikation hin.

Artefakte
- Anmerkungen (annotations) ermöglicht ergänzende Informationen für den Lesenden ohne Ausführungsrelevanz.
- Gruppierungen (group) erlauben das visuelle Zusammenfassenden von Elementen zum Zwecke der besseren Interpretation ohne Ausführungsrelevanz.
- Symbole (custom symbols) können vom Modellierer definiert werden. Die BPMN erlaubt diese kundenspezifische Erweiterung.
Modellierungskonventionen
Aufgrund der Menge der Symbole (ca 200) ist es bei der erstmaligen Einführung von BPMN sinnvoll, die Symbolumfang und dessen Handhabung einzuschränken bzw. durch einfache Regeln zu unterstützen. Man spricht hier von Modellierungskonventionen oder Modellierungs-Guidelines. Die Erstellung solcher Konventionen hängt stark vom Einsatzszenario, den konkreten Zielen und eingesetzten Tools ab.
Darstellungsarten
Es existieren mehrere
- Prozessdiagramme beschreiben die Details eines einzelnen Prozesses.
- Kollaborationsdiagramme zeigen mehrere Prozessdiagramme und ihre Kopplung zueinander.
- Choreografiediagramme fokussiert auf die Reihenfolge der Nachrichtenaustausche mehrerer beteiligter Teilnehmer
- Konversationsdiagramme sind eine Art komprimiertes Kollaborationsdiagramm und bündelt visuell die Nachrichtenaustausche.
Wer erstellt BPMN-Modelle?
Geschäftsprozessmodelle können simple, per Hand gezeichnete Diagramme oder komplexere Grafiken mit ausklappbaren Elementen sein, die detaillierte Informationen zur Implementierung von Prozessen enthalten. Je nach Anwendungsszenario erstellen unterschiedliche Rollen entsprechend BPMN-Modelle.
BPMN Modelle für Organisationsprojekte
Prozessanalysten, Qualitätsmanager, KVP-Beauftragte, Organisationsmanager dokumentieren und analysieren IST-Prozessbeschreibungen mittels BPMN.
BPMN Modelle für klassische IT-Projekte
Im Rahmen der Anforderungssammlung erstellen Business Analysten, Requirements Engineers, Anforderungsmanager, Product Owner, Software-Architekten und Software-Entwickler BPMN Modelle zur Visualisierung prozessualer Anforderungen.
BPMN Modelle für Workflow-Projekte
Workflow-Analysten, Software-Architekten und Software-Entwickler erstellen ausführbare BPMN-Modelle, welche anschließend durch process engines oder workflow engines, wie sie meist auch in BPM-Suiten eingebettet sind, ausgeführt werden.
Gerne unterstützen wir Sie bei Ihren Vorhaben zum Thema BPMN, Prozessmanagement sowie Workflow-Automation!
OMG Certified Expert in BPM (OCEB)
Die Object Management Group (OMG) bietet ein Zertifizierungsverfahren an, welches als OCEB2-Zertifizierung (https://www.omg.org/oceb-2/index.htm) bezeichnet wird, an. Dieses steht für „OMG-Certified Expert in BPM(N) 2.0“ (OMG-zertifizierter Experte für BPM(N) 2.0). Das mehrstufige Zertifizierungsverfahren unterscheidet verschiedene Kompetenzlevel. „Fundamental“ ist die Erstzertifizierung, gefolgt von sogenannten Intermediate-Zertifizierung in einem Business-Track sowie in einem Technical-Track. In beiden Tracks existieren noch Advanced-Level-Zertifizierungen.
Im Rahmen des Unternehmens-Geschäftsprozessmanagement kann BPMN maßgeblich beitragen, die Prozessdokumentation und Prozessmodelle zu verbessern, Potentiale leichter zu identifizieren, Prozesse besser zu konzipieren und zu designen, umzusetzen oder gar zu automatisieren und zu steuern/controllen. Auf diese Weise wird ein Zyklus kontinuierlicher Verbesserung ermöglicht.
Wie kann man die Notation erlernen?
Je nach Anwendungsszenario existieren mehrere Möglichkeiten die Notation BPMN zu erlernen. Im Menüpunkt Literatur und Quellen finden Sie zahlreiche Stellen, um sich in das Thema einzulesen. Gängige Videoportale bieten zahlreiche Einstiegshilfen. Oder Sie nutzen eine der hervorragenden Schulungen, die auf dieser Website im Schulungsbereich angeboten werden.
Software-Tools für BPMN
Es gibt eine Vielzahl von BPMN Software. Nachfolgend finden Sie eine Liste mit Tools, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Wertung:
- ARIS Process Mining Elements
- BIC Design Free WebEdition und BPM Suite BIC Cloud
- Bizagi Modeler
- BPM inspire
- BPM|Free
- Camunda
- Cawemo
- ConSense
- flying dog WORKFLOW
- IBM Business Process Manager on Cloud
- ibo Prometheus
- iGrafx
- Intellior BPM-Suite Aeneis
- Lucidchart
- methodpark
- monday.com
- MS Visio
- Signavio
- SmartProcess by cwa
- Zoho Creator
Weitere Tools sind unter http://bpmn-miwg.github.io/bpmn-miwg-tools/ zu finden
